Wie haltet ihr es mit der Nachhaltigkeit beim Weingenuss?

In der Hoffnung eine spannende Diskussion vom Zaun zu brechen, würde ich die Runde gerne mal fragen, wie wichtig euch das Thema Nachhaltigkeit und damit verbunden regionale Herkunft und Verarbeitung bei Wein ist?

Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen, die sich dem Hobby Wein verschrieben haben, in der glücklichen Lage, sich bei Lebens- und Genussmitteln sowie anderen Konsumgütern durchaus bewusst für nachhaltige und regionale Alternativen entscheiden zu können. Nicht wenige dieser Leute behaupten auch, dass ihnen diese Themen wichtig seien. Auch auf der Bühne der internationalen Politik sind Bewegungen wie "by in Europe" gerade großes Thema – nicht nur im Hinblick auf Umweltfragen.

Beim Wein allerdings scheinen die meisten andere Grenzen gezogen zu haben, als zb beim Salat. Da haben wenige ein Problem damit, wenn der gute Tropfen einmal um die halbe Welt geschippert und am Großmarkt gehandelt wurde, weil das ist ja ein Genussmittel bei dem es um die jeweilige Erfahrung geht, die man schlecht durch lokale Produkte substituieren kann. Ja, ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass man in vonphilen Kreisen als engstirnig und provinziell gilt, wenn man sich auf regionale Herkunft beschränkt und keine internationalen (großen) Weine trinkt.

Eure Meinung dazu würde mich interessieren.

---- ab hier wird es meinungsbetont ----

Meine persönliche Haltung dazu ist vielleicht schon zwischen den Zeilen durchgedrungen: Ich halte mich auch beim Wein fast ausschließlich an möglichst regional erzeugte Produkte. Die (vielleicht) fehlende Vielfalt versuche ich durch eine vertikale Tiefe auszugleichen – kurzum ich konzentriere mich auf Mikrolagen, Jahrgänge, Ausbaustufen etc. Aber ich habe auch so nie das Gefühl, etwas zu verpassen oder "zu wenig zu trinken zu haben."

Vielmehr ist Wein für mich ein derart emotionalisiertes Thema, dass ich schwer einen Zugang zu einer Flasche finde, die irgendwo auf der Welt produziert wurde, wo ich noch nie war, von einem Menschen, den ich noch nicht getroffen habe. Das mag romantisierend klingen, aber beim Wein ist mir das Wie oft wichtiger als das Was.